Neuss

Neuss
I
Neuss,
 
1) Kreisstadt in Nordrhein-Westfalen, 40 m über dem Meeresspiegel, links des Niederrheins, mit Düsseldorf durch mehrere Brücken verbunden, 149 000 Einwohner; Europäisches Studienzentrum der Fernuniversität, Polizeifortbildungsinstitut Nordrhein-Westfalen, Fachschulen, Industrie- und Handelskammer, Spezialkrankenhäuser, Rheinisches Landestheater, Globe-Theater, Museum; Galopprennbahn. Die wichtigsten Industriezweige sind Maschinenbau, Metallbearbeitung, Elektrotechnik, Papierverarbeitung und Nahrungsmittelindustrie; bedeutende Aluminiumhütte; Blumengroßmarkt; Modehandelszentren; Hafen (1996: 4,9 Mio. t Umschlag) mit Containerterminal.
 
 
Die mächtige romanische Emporenbasilika Sankt Quirin (1. Hälfte 13. Jahrhundert) mit Dreikonchenchor und fünfschiffiger Krypta eines Vorgängerbaus (um 1050/1100) besitzt reichen bauplastischen Schmuck; barocke Kuppel (nach 1741). In der Pfarrkirche Heilige Dreikönige (1909-11) Hängedecke (nach 1945) von D. und G. Böhm, Glasgemälde von J. Thorn-Prikker; die ehemalige Observantenkirche (1637-40), nach 1802 als Zeughaus genutzt, seit 1923 Konzert- und Festsaal; katholisches Gemeindezentrum Sankt Pius X. (1965-67) von J. Schürmann. Neben dem doppeltürmigen Obertor (13. Jahrhundert) in einem Neubau von H. Deilmann (1973-75) das Clemens-Sels-Museum (u. a. römische Funde, Kunstgewerbe, Kunst des 19. und 20. Jahrhunderts). Im Stadtteil Gnadenthal die »Fossa sanguinis«, eine freigelegte römische Kultstätte der Kybele. Im Süden der Stadt die Insel Hombroich mit Kunstsammlungen.
 
 
Kern des römischen Neuss war seit dem 4. Jahrzehnt des 1. Jahrhunderts n. Chr. das Legionslager Novaesium. Auf dem Gebiet der Zivilsiedlung nördlich davon entstand die Stadt des Mittelalters Kernzelle ist das Frauenkloster (2. Hälfte 10. Jahrhundert). Stadt und Stift gehörten seit dem 11. Jahrhundert dem Erzbischof von Köln. 1474-75 widerstand die Stadt einer Belagerung durch Karl den Kühnen von Burgund. Seine Bedeutung als wichtiger Handelsplatz verlor Neuss nach der Eroberung und Zerstörung 1586 im Kölnischen Krieg. Im 19. Jahrhundert brachten Mühlenindustrie und Hafenbetrieb neuen Aufschwung. Im Zweiten Weltkrieg erlitt Neuss schwere Schäden.
 
 
 
Gesch. der Stadt N., auf mehrere Bde. ber. (1986 ff.).
 
 2) Kreis im Regierungsbezirk Düsseldorf, Nordrhein-Westfalen, 576 km2, 443 100 Einwohner, Kreisstadt ist 1). Das Kreisgebiet liegt in der Niederrheinischen Bucht beiderseits der unteren Erft. Abgesehen von Rindvieh-Weidewirtschaft in den lehmig-feuchten Auen herrscht, besonders auf den flachen Lösslehmböden, ertragreicher Weizen- und Zuckerrübenanbau vor (auch Gemüsebau und Baumschulen). Neuss gehört zum Ballungsgebiet Rhein-Ruhr mit NE-Metallverhüttung, Schwerchemie und Maschinenbau. Der Süden ragt in das Rheinische Braunkohlenrevier hinein.
 
II
Neuss,
 
Wolfgang, Kabarettist und Schauspieler, * Breslau 3. 12. 1923, ✝ Berlin (West) 5. 5. 1989; nach Mitarbeit bei verschiedenen Berliner Kabaretts (u. a. »Nürnberger Trichter«, 1951, und »Die Stachelschweine«, 1952/53) wirkte er als Schauspieler in über 50 Filmen mit (häufig zusammen mit Wolfgang Müller, * 1922, ✝ 1960; z. B. in »Das Wirtshaus im Spessart«); daneben produzierte er die satirischen Filme »Wir Kellerkinder« (1960) und »Genosse Münchhausen« (1962, auch Regie). Bekannt wurde Neuss als »Mann mit der Pauke« durch seine Solokabarettprogramme, in denen er aggressive Systemkritik formulierte. 1967 bildete er mit H. D. Hüsch, D. Süverkrüp und F. J. Degenhardt das »Quartett 67«. 1968 zog er sich von der Bühne zurück. Anfang der 80er-Jahre erlangte Neuss mit seinen satirisch-witzigen Monologen erneut Medienpopularität. 1983 erhielt er den Deutschen Kleinkunstpreis.
 
Ausgaben: Das W.-Neuss-Buch, herausgegeben von V. Kühn (21984); Der totale Neuss, herausgegeben von demselben (1997).
 
 
G. Salvatore: Der Mann mit der Pauke, W. N. (Neuausg. 1983);
 G. Salvatore: W. N., ein faltenreiches Kind. Biogr. (Neuausg. 1995).

Universal-Lexikon. 2012.

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